Ziel ist für die Teilnehmenden die Abschlussprüfung mit Diplom zum Windmüller / zur Windmüllerin. Einige Berichte über die erlernten Kenntnisse, Fähigkeiten und über besondere Erlebnisse in diesem Kurs stellen die Auszubildenden hier vor:
Exkursionsbericht von Christian R. :
Besuch des Internationalen Wind- und Wassermühlenmuseums Gifhorn am 30.08.2025
Am 30. August 2025 fand unsere erste Exkursion im Rahmen der Ausbildung zum Windmüller statt. Wir, eine Gruppe von 15 Mitgliedern des Vereins Britzer Müllerei
e.V., darunter sechs Auszubildende, besuchten das Internationale Wind- und
Wassermühlenmuseum in Gifhorn.
Die Exkursion begann um 8:45 Uhr am Berliner Hauptbahnhof. Von dort aus fuhren
wir mit der Bahn und dem Bus nach Gifhorn. Vor Ort wurden wir herzlich von Herrn
Philipp Oppermann, dem Leiter des Museums, empfangen. Er begleitete unsere
Gruppe durch den gesamten Tag, erklärte die verschiedenen Mühlenanlagen sehr
anschaulich, beantwortete viele Fragen und gab uns einen interessanten Einblick in
die Entstehung und Geschichte des Mühlenmuseums.
Zu Beginn der Führung besichtigten wir mehrere internationale Mühlenmodelle von
außen, darunter eine griechische, portugiesische, mallorquinische und französische
Mühle. Jede dieser Mühlen zeigte unterschiedliche Bauweisen und kulturelle
Besonderheiten.



Anschließend besichtigten wir die Bergholländer-Windmühle „Immanuel“, die wir bis
in die Mühlenkappe betreten konnten. Es war faszinierend zu sehen, wie die Mühle
aufgebaut ist und wie die Mechanik im Inneren funktioniert hatte.


Danach besuchten wir das zentrale Ausstellungsgebäude des Museums. Dort
wurden historische Exponate, Modelle, Werkzeuge und Informationen zur
Geschichte des Müllereiwesens gezeigt. Dieser Teil der Exkursion war besonders
lehrreich und ergänzte das bisher Gesehene sehr gut.
Nach der Ausstellung machten wir gemeinsam eine Mittagspause, bei der Zeit für
Gespräche und Austausch war.
Am Nachmittag führte uns Herr Oppermann zur Donau-Schiffsmühle. Auch wenn
diese aktuell nicht in Betrieb war, war ihre Konstruktion sehr interessant. Besonders
beeindruckend war die Vorstellung, dass früher auf Flüssen direkt mit solchen
Mühlen gearbeitet wurde.


Im Anschluss wurde uns die Tiroler Wassermühle vorgeführt. Sie wurde in Betrieb
genommen und wir konnten live beobachten, wie Getreide gemahlen wurde. Auch
die serbische Löffelrad-Wassermühle wurde demonstriert: Der Mahlstein drehte
sich, allerdings wurde kein Mehl produziert.

Zum Abschluss der Exkursion besichtigten wir noch die ukrainische Windmühle und
die Mühle Sanssouci, allerdings nur von außen.


Fazit:
Die Exkursion nach Gifhorn war ein sehr gelungener und lehrreicher Tag.
Die Vielfalt der Mühlen aus verschiedenen Ländern, ihre Bauweise, ihre Geschichte
und die Technik dahinter haben mich tief beeindruckt.
Nach neun Monaten Ausbildung war dies unsere erste gemeinsame Exkursion, und
ich habe viele neue Eindrücke gewonnen. Der Tag hat meine Begeisterung für das
Thema noch einmal verstärkt und mir auf anschauliche Weise vermittelt, wie viel
Wissen und Technik in diesem alten Handwerk steckt.
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Ein Ausbildungstag am 19.7.2025 : Von Wind- und Sturmbrettern…
…oder auch von Müllerchinesisch und Topropeclimbing.
Bericht von Michael M. :
Alle 14 Tage ist Ausbildungstag bei der Britzer Müllerei. Vor zwei Wochen hatte wir die Windbretter ausgebaut, geschliffen und gestrichen. Und was ausgebaut wird, muss meistens auch wieder an den Ursprungsort zurück, sozusagen logischer Teil der Hege und Pflege einer wundervoll holzlastigen Mühle…
Eingesetzte Wind- und Sturmbretter schaffen in den Flügel an der Vorderkante „Segel“fläche, die es ermöglicht, die Flügel auch mit weniger Wind anzutreiben (mal die aerodynamischen Gründe außen vorgelassen).
Der Teil des Flügels wird Vorheck genannt – was auf den ersten Blick logisch erscheint, da ja das Heck der hintere Teil eines Fahrzeuges ist und das Vorheck demnach die Seite vor dem hinteren Teil ist. Der hintere Teil wird aber deswegen nicht etwa „Hinterbug“ genannt- das wäre dann doch zuviel Humbug- sondern Achterheck. Achtern heißt hinten, damit wäre das der Teil hinterm Heck, also hinter dem Ende des Flügels? Beide Erklärungen passen hier nicht.
Die Lösung findet sich im Ursprung des Wortes:
Im 18. Jahrhundert wurde im Niederdeutschen das Wort heck für eine Gattertür, Koppel benutzt, das wiederum auf das mittelniederdeutsche Wort für „Umzäunung“ zurückgehen soll. Und tatsächlich heißen Flügel mit Segeln, wie sie schon früher üblich waren, auch Segelgatterflügel oder im niederländischen Raum sind oudhollandse wieken (also altholländische Flügel) auch „oudhollands opgehekt“, wobei „het hek“ grob übersetzt der Zaun ist – und ein bisschen sieht ein Segelgatterflügel ohne Segel auch so aus…
Insofern ist Heck hier nicht als Hinterteil zu sehen, sondern als Segelgatter. Und der vordere Teil des Gatters in Drehrichtung heißt demnach Vor-, der hintere Achterheck.
Die größere Segelfläche ist auf dem Achterheck verortet, in der typischen alten Form einer Hollandmühle werden „echte“ Segel gesetzt. In unserer Mühle werden die Flügel über Holz-Jalousien angetrieben.
Wer beim Lesen jetzt noch nicht „hecktisch“ geworden oder verwirrt ist, dem gebe ich hier die zweite Chance mit Müllerchinesisch:
Windbretter fangen notwendigen Wind auch bei Sturm ein…Sturmbretter mögen gar keinen Sturm…
Die Windbretter verbleiben auch bei Sturm in den Flügeln, dafür ist deren Halterung konzipiert – erst ab Orkanstärke ist es dann besser, diese Bretter auch auszubauen.
Sturmbretter brauche ich bei wenig Wind, um die Segelfläche zu vergrößern, bei Sturm sind sie dann besser schon ausgebaut.
Brauche ich aber viel Drehkraft, zum Beispiel beim Mahlen, darf es mit dem Sturmbrettern in den Flügeln auch mal stürmisch werden. Nach dem Mahlen wandern sie aber flink wieder in die Mühle (was ja bekanntlich des Müllers Lust ist), denn sie mögen ja eigentlich keinen Sturm….
Alles Müller, oder was?
Irgendwann wird sich irgendwer mal was bei der Namensgebung des Sturmbrettes gedacht haben.
Für den Niederländischen Molenaar ist das Windbrett (windplank) auch eines.
„Het stormbord“ kennen die Niederländer zwar auch, bezeichnen das Sturmbrett aber ebenfalls als „het steekbord“, sozusagen ein Brett zum Einstecken – was ja neutraler ist und hier auch passen würde – denn sie werden tatsächlich im Vorheck eingesteckt und über einen Federmechanismus arretiert.
Zurück zu den Windbrettern.
Derer zwei pro Flügel sind am Vorheck über dem Sturmbrett angebracht. Und das war die Aufgabe heute, sie dort wieder einzubauen. Praktischerweise sind diese nummeriert, so dass sich Versuch und Irrtum in Grenzen halten.
Über ein in der Kappe angeschlagenes Sicherungsseil geht es dann zum Topropeclimbing von der Galerie aus in die 12,5 m langen Flügel. Zur Gewichtsoptimierung hat der Mühlenbauer zwischen die „Trittstufen“ fröhliche 75 cm Frischluft eingelassen. Was dem Kletterhallenenthusiasten nur ein müdes Lächeln abringt, mir nach getaner Arbeit auch, aber mit der Betonung auf müde.
Die Windbretter werden mittels Leine nach oben gezogen, eingebaut und gesichert.
Meistens passen sie auf Anhieb, ab und zu kommt es anders als man denkt, und dann wird die Brett-Jonglage zum Kraftakt, und das Lächeln danach noch müder….
Das Müllerhandwerk ist von den Aufgaben und Tätigkeiten her sehr abwechslungsreich sowie vielseitig, und das macht einen großen Teil des Spaßes beim Arbeiten in und an der Mühle aus.
Und wir sind mit viel Herzblut dabei – auch wenn es manchmal das Schienenbein herunterläuft.
21. Juni 2025: Theorie an selbstgebautem Flügel-Modell

Anhand eines Flügelmodells vertieft Kurs 21 wiederholend Kapitel 8.2 (Windmühlenflügel) und definiert die Begriffe Rotationsfläche der Flügel, Einstell,- Anstell, – Anströmwinkel und faule Ruten.

Bericht von Reiner H.
